Walz-Konzept

Warum unser Walz-Konzept gut ist, so wie es ist

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Warum es nicht verändert werden sollte.

 

Wir haben uns viele Gedanken gemacht über unser Konzept und es immer wieder verfeinert. Aber grau ist alle Theorie. Deswegen wollten wir ursprünglich eine Testphase absolvieren, um zu sehen, ob das Konzept schlüssig ist. Aus der Testphase wurde gleich die Walz und so haben wir unter realen Bedingungen getestet. Und das lief auch ganz gut so.

Inzwischen haben wir auch die Gegenprobe gemacht. Eine Destination wollte partout von dem Konzept abweichen. Wir haben mehrmals darauf hingewiesen, dass das so nicht funktionieren wird. Unser größter Fehler war, dass wir nicht darauf bestanden haben, dass unser Konzept so akzeptiert wird oder wir gar nicht erst anreisen. Wir dachten, wir probieren es mal, wir werden das schon irgendwie hinkriegen.

Wir wissen also jetzt: Unser Konzept ist genau gut so wie es ist. Das Konzept zu verändern ist schlecht.

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Was ist schief gelaufen?

Ein wichtiger Bestandteil unserer Walz ist der 7 Tage Rhythmus. Wir sind 7 Tage in einer Unterkunft (1 Zimmer, 1 Ferienwohnung). Kein Umzug vor Ablauf der 7 Tage; auch nicht hausintern.

Wird dieser Rhythmus verkürzt, dann verkürzt sich natürlich auch die Aktivitätsphase und das Ergebnis wird geringer (Fotoanzahl, Tweets, Blogposts). Das extremste waren 2 Übernachtungen. Ihr könnt Euch vorstellen, was dabei herauskommt:

Abreise um 10 Uhr von der letzten Unterkunft. Anreise in der neuen Unterkunft um 14 Uhr. Meeting mit dem regionalen Tourismusverband. Büro einrichten, E-Mails lesen und beantworten. Twittern, facebooken, Blogpost der letzten Etappe online stellen, mit den Eltern telefonieren… Tag vorbei.

Am nächsten also am zweiten Tag kann man genau was machen? 2 Stunden fotografieren. Danach kommt die Bearbeitung und die Hälfte der Zeit ist ja eigentlich für uns gedacht. Der halbe Tag wäre dann für uns. Aber was macht man an einem halben Tag in einer neuen Umgebung? Bis man sich halbwegs zurecht gefunden hat, vergehen ein paar Tage. Aber wir reisen am nächsten Morgen schon wieder ab.

 

Uhrenmuseum Schramberg

Zeitaufwand wird unterschätzt

Der Zeitaufwand für unsere Aktivitäten wird immer wieder unterschätzt. Das führt auch beim 7 Tage Rhythmus schon zu Problemen, aber wenn es nur noch 2 Übernachtungen sind, ist das Chaos vorprogrammiert.

Die schlimmsten Denkfehler:

1. Sie können doch die ganze Zeit fotografieren und die Bilder dann hinterher bearbeiten

Nun, es gibt einfach kein hinterher. Dahinter folgt gleich die nächste Unterkunft und die möchte, genau wie die vorige unsere volle Aufmerksamkeit.

2. Sofort nach dem Fotografieren kann man die Bilder haben

Nein! Nur weil die Bilder in der Kamera sind, heißt das nicht, dass sie auch fertig zur Abgabe sind.

Nach dem Shooting müssen die Bilder zunächst überspielt und kopiert werden (Backup). Allein das dauert seine Zeit. Anschließend werden die Bilder gesichtet. Auch das nimmt Zeit in Anspruch. Die schönsten Bilder werden herausgesucht und nach und nach bearbeitet. Denn jedes Foto wird bearbeitet! Gerade die HDR-Aufnahmen benötigen deutlich mehr Zeit, als alle anderen. Arbeit, die sich auf jeden Fall lohnt, aber eben auch gemacht werde muss.

Faustregel: Für jede Stunde fotografieren mindestens 1 zusätzliche Stunde für die Bearbeitung einrechnen, besser sogar 1,5 Stunden. Also sind das dann schon 2 bis 2,5 Stunden. Und das muss man ebenfalls in die Zeit einrechnen, in der wir vor Ort sind!

3. Ich habe Ihnen hier ein Programm ausgearbeitet

Das ist nett, danke, aber komplett unbrauchbar. Spart Euch die Zeit. Nicht umsonst schreiben wir “zu Beginn der Woche werden die Aufgaben besprochen!” Redet mit uns! Auch wenn es Euch in den Fingern juckt. Spart Euch die Mühe und wartet, bis wir da sind. Ein fertiges Programm funktioniert nicht. Wir denken in Motiven nicht in Ausflügen oder Touren. Deswegen ist es dramatisch effektiver, wenn wir an einem Tisch sitzen und über die geplanten Sachen reden. Und bitte redet mit uns und stimmt Euch mit uns ab, wenn Ihr irgendwo einen Termin vereinbart. Wir beißen nicht! Versprochen!

Castlecamp 2015 #cczk15 Kaprun

Die gröbsten Fehler in einem Programm/Plan:

  • Öffnungszeiten
  • Produktion
  • Personen
  • Lichtstimmung/Sonnenstand
  • Baustellen/Beeinträchtigungen
  • Perspektive

 

Öffnungszeiten

Hat das geplante Objekt überhaupt auf?? Museen haben montags zu. Mittagspause haben wir bei einem Sessellift schon gehabt oder eingeschränkte Öffnungszeiten wegen Wetterbedingungen “ab 18 Grad geöffnet”.

Produktion

Es ist meistens Blödsinn einen Bäckereibetrieb um 14 Uhr zu besichtigen. Da ist die Arbeit schon getan. Bei einem Bäcker muss man sehr früh aufstehen. Wir wollen ja Hände in Arbeit sehen, dokumentieren und zeigen. In Museen ist oftmals jemand anwesend, der etwas zeigen kann. Diese Zeiten müssen geklärt sein.

Personen

Für viele Aktivitäten braucht man gleich eine Gruppe von Menschen. Wenn wir so etwas dokumentieren sollen, dann reicht es nicht, wenn Achim und ich Tretroller fahren. Meistens fahre sowieso nur ich, weil Achim fotografiert. Vielleicht möchte man zeigen, wie viel Spaß so etwas in der Gruppe macht. Nun, dann braucht man auch eine Gruppe – also Models. Normale Gäste gehen da meistens nicht, wegen der Persönlichkeitsrechte. Oder genau andersrum, man braucht zum Beispiel eine Wellness-Abteilung ohne Menschen. Da muss man dann außerhalb der Öffnungszeiten Zutritt haben.

Lichtstimmung/Sonnenstand

Das Licht ist der Killerfaktor für ein Foto. Wenn das stimmt, stimmt auch das Ergebnis. Oft besichtigen wir deshalb Locations vorab, um zu überlegen, wann der beste Zeitpunkt ist. Eventuell muss man also zwei Mal an den Ort. Vieles lässt sich mit entsprechenden Werkzeugen und Apps schon vorarbeiten, die den genauen Sonnenstand zu einer bestimmten Uhrzeit bestimmen. Oder mit Ortskundigen besprechen. Gerade in den Sommermonaten ist die Mittagszeit so gut wie nicht zu gebrauchen wenn es um Landschaftsmotive bzw Outdoor Aktivitäten geht. Da haben die Morgen- und Abendstunden das beste Licht.

Baustellen/Beeinträchtigungen

Sind die gewünschten Motive zur der Zeit überhaupt zugänglich??? Sommerpause, Winterpause, technische Schließungstage, Ruhetag, Feiertag, Renovierung. Es gibt viele Gründe, warum etwas nicht zugänglich ist. Es ist uns gleich mehrmals passiert, dass wir Fotos von dem Marktplatz oder der Altstadt machen sollten, aber die waren eingerüstet und es gab riesige Baustellen. Für ein Foto eher unsexy.

Perspektive

Für die schönste Perspektive brauchen wir manchmal Zugang zu anderen Gebäuden oder eine Leiter. Gabelstapler, Traktoren oder ähnliches wurden auch schon oft bemüht. Oder es müssen Räume aufgeschlossen werden, die sonst nicht zugänglich sind. Manchmal muss man nur über eine Absperrung klettern. Da sollte dann nicht drei Minuten später die Polizei vor der Tür stehen, weil ein Alarm ausgelöst wurde. Das sollte – wenn möglich – vorher geklärt sein. Gibt es jemanden vor Ort, der die Kompetenz hat und uns unterstützen kann?

Ihr merkt schon; es gibt wahnsinnig viel zu beachten. Lasst es uns besprechen, dann kann man gleich schon ganz viele Fragen klären. In unserem Walz-Konzept ist dieses Gespräch gleich am Anfang vorgesehen.

Saalachtal-Hochalm-Heutal_0322

Leben auf der Walz

Wie oben schon geschrieben, denken viele nicht darüber nach, dass wir nach der Abreise gleich weiter zum nächsten Ort fahren. Es gibt kein “Büro” oder “zu Hause”, wo dann alles aufgearbeitet wird. Oder wo man sich dann ausruhen könnte. Deswegen können wir auch in den 7 Tagen nicht 100 % verplant werden und die gesamte Zeit, Dinge besichtigen und dokumentieren. Es geht nicht. Punkt. Danach ist gleich davor. Und dem nächsten wollen wir auch wieder unsere gesamte Aufmerksamkeit widmen. Und unsere gesamte Energie.

Wir brauchen Zeit für das “ganz normale” Leben. Auch wir haben Behördenkram und viel leidige Bürokratie zu erledigen. Wir müssen Wäsche waschen (gut, wir arbeiten daran…) und auch mal einkaufen. Das Auto muss mal in die Werkstatt und wir müssen vielleicht auch mal zum Arzt. Das alles passiert während der 7 Tage. Es gibt kein Aufschieben für “danach”. Deswegen haben wir die Aufteilung 3,5 Tage Auftraggeber / 3,5 Tage unsere Zeit. Waschen, Einkaufen, Briefe schreiben, Arzt und Werkstatt passieren dann eben in unseren 3,5 Tagen. Oder einfach Privatleben.

Kreativität

Die vielen Eindrücken, die auf uns Einprasseln, müssen wir verarbeiten. Deswegen brauchen wir auch einmal eine kreative Pause. Auch dafür sind unsere 3,5 Tage gut. Da können wir machen, was wir wollen. Dabei gibt es auch sehr oft Fotos und Social Media Beiträge, aber es sind eben unsere Ideen. Da können wir uns austoben oder eben ausruhen. Mal abschalten, Batterien wieder aufladen, in die Sauna gehen oder ins Kino. Das ist unsere Zeit. Und die ist wichtig. Wenn wir 100 % durchjagen ohne jemals auszuruhen, wäre unsere Walz sicher schnell vorbei und wir landen mit einem Burnout in der Klinik. Und das wünscht uns hoffentlich keiner.

Wenn unser Konzept abgeändert wird und wir z.B. nur zwei Nächte untergebracht sind, könnt Ihr Euch vorstellen, was das bedeutet. Stress! Purer Stress! Keine wirkliche richtige Zeit zum Fotografieren, zum Nachdenken, zum Entdecken. Keine Zeit zum Leben, zur Erholung zum Auftanken. Und das wird unbefriedigend für alle Beteiligten. Mit unserer Walz wollen wir aber eine Win-Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

Bogenschießen

Und deswegen muss das Konzept so bleiben wie es ist!

Also, lasst uns ankommen. Lasst uns zusammen an einen Tisch setzen und Ideen spinnen. Und dann unterstützt uns bei der Umsetzung der Ideen. Und gebt uns die Zeit! Und lasst uns machen. Dann wird das beste draus!! Und dann sind wirklich alle zufrieden!