Woche 49: Auf dem Ritten

Nachdem wir Bozen schon sehr entspannend fanden, sind wir auf den Berg gefahren. Auf den Ritten. DEN Ritten! Hier oben wurde die Sommerfrische erfunden – vor ein paar hundert Jahren. Gepflegtes Rumfläzen in luftiger Höhe. Aber den Charme hat er sich heute noch bewahrt. Hier oben sieht es immer noch so aus wie damals. Und wenn man die Augen etwas zukneift, dann kann man die Damen mit ihren Sonnenschirmchen lustwandeln sehen.

 

Lustwandeln oder wandern… Hier oben gibt es Wanderwege ohne Ende, aber auch ganz viele ganz tolle Plätze zum Verweilen. Und auch das Bähnle fährt sehr langsam. Und die Bahnübergänge sind urromantisch und meist nicht beschrankt. Kann man sogar zu Fuß drüber gehen. Die Schaffner sind entspannt. Zumindest wurden wir nicht kontrolliert. Es gibt kein „zurücktreten bitte“ sondern das Bähnle setzt sich einfach in Bewegung. Herrlich!

 

Herrlich sind auch die Erdpyramiden. Einige sind so versteckt, dass es keine Hinweisschilder gibt sondern man muss jemand kennen, der einem den Weg erklärt. Aber einige sind ganz offiziell ausgeschildert. Tipp: Einfach auch mal zehn Meter weiter gehen. Da könnte ein noch schönerer Ausblick kommen… Wir habe rote gesehen und weiße. Und eine extra große. Und alle sind gleich faszinierend. Ein wirkliches seltenes Naturschauspiel.

 

Es gibt aber noch ein Naturschauspiel: Hier oben starrt man die ganze Zeit auf die Felswand und den Rosengarten. Besonders zum Sonnenuntergang. Da steht man dann da mit offenem Mund und kann gar nicht genug davon kriegen. Und das Spektakel ist jeden Tag anders. Immer wieder neu.

 

Immer wieder neu sind auch die Ausblicke auf den Wegen. Man geht durch Wald, Wiesen, Weiden, an der Bahn entlang oder der Straße, aber es ist immer schön. Hier ein Bach, da ein besonders schöner Baum, hier eine Baumgruppe. Da ein alleinstehende Haus. Hier oben ist alles weit. Der Blick ist weit. Die Grundstücke sind riesig und auch die Wiesen scheinen unendlich zu sein. Nichts verstellt den Blick. Vieles ist ursprünglich. Und bäuerlich.

 

Bäuerlich sind hier einige Einkehrmöglichkeiten. Wenn man da einmal sitzt, nach einer Wanderung, kann es sein, dass man nur noch schwer weg kommt. Es kann am Essen liegen, was gut und deftig ist… Oder am Wein… oder aber einfach an der Zeit. Nichts treibt einen hier. Im Gegenteil hier kann man sich treiben lassen. Und wenn man zu lange gesessen hat, lässt man sich ein Taxi rufen oder nimmt die Bahn. Heim kommt man immer. Zur Not wird man von irgendjemandem mitgenommen. Das ist hier auf dem Ritten Tradition.

 

Tradition hat hier auch das Handwerk. Wir haben einen Ausflug ins Sarntal gemacht und einen Federkielsticker besucht und einen Handweber. Der eine verschönt die Trachten mit faszinierender Stickerei aus Pfauenfedern und der andere verarbeitet Schafwolle aus der Umgebung. Alles wird verwendet, fast nichts weggeworfen. Und nein, weder Pfau noch Schaf müssen leiden. Und wie das beim Handwerk halt so ist… Es dauert. Gut Ding will Weile haben.

 

Weile hat man auf dem Ritten. Definitiv. Hatten wir auch… Ding… Gut…

 

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