Rund um den Kalterer See in Südtirols Süden kommt man am Wein einfach nicht vorbei. Überall wächst Wein. Überall sieht man Wein. An jeder Ecke kann man Wein probieren. Es gibt Weingärten zum Wein trinken. Man kann Weinwanderwege und Weinlehrpfade gehen. Und jeden Tag gibt es gefühlte drei Veranstaltungen zum Thema. Man kann dem Wein hier nicht entfliehen. Alle reden darüber. Man bekommt riesige Weinkarten in Restaurants vorgelegt und in den meisten Fällen hat man weinkundige Mitarbeiter im Service. Alles hier atmet Wein…
Wir hatten das große Glück mehrere Winzer besuchen zu können und unser neues Hobby sind Weinberg-Spaziergänge. Steve Jobs hat ja alle Besprechungen im Gehen abgehalten. Aber wenn man dabei auch noch durch einen Weingarten spaziert, wird alles intensiver.
Wir haben so viel gelernt, über die Geschichte des Weins in Südtirol und in der Region um den Kalterer See. Über die alten Sorten Vernatsch und Lagrein. Über den Umschwung im Weinbau. Weg vom gut trinkbaren Wein; hin zum Qualitätsprodukt. Wir haben Winzer getroffen aus alt eingesessenen Familien, wo das Geheimnis des Wein machens von Generation zu Generation weiter gegeben wird. Und wo es klar ist, dass man Winzer wird, auch wenn man sich schon mal für andere Studiengänge eingeschrieben hat. Einmal Weinbau immer Weinbau. Irgendwann kehrt man zurück und fühlt sich der Familientradition verschrieben. Steigt ein in das elterliche Unternehmen und übernimmt die Visionen des Urgroßvaters.
Weinbau ist etwas langwieriges. Keine schnelle Mode. Kein Hype. Es ist tatsächlich so, dass der Winzer heute den Wein verkaufen muss, den der Vater oder Opa angebaut und geplant hat.Wein braucht Zeit. Wenn alles gut geht, kann man sich als Jungwinzer zum 50. Geburtstag ein gutes eigenes Tröpfchen gönnen. Wenn es gut geht. Manchmal geht eben auch etwas schief. Die Wurzel passt nicht zur Rebe oder es gibt Unwetter oder Frost.
Aber die Gegend hier ist gut für den Wein. Für bestimmte Sorten. Jedes Fleckchen Weinberg ist anders. Anderer Boden, anderes Mikroklima, andere Sonneneinstrahlung. Wir haben viel gehört über Lehm und Kalkstein und Winde und Sonnenstunden.
Und dann die Keller. Jeder Keller ist anders. Andere Fässer, andere Methoden. Das Zeitalter der verfliesten Weinbunker ist vorbei. Jetzt gibt es Stahltanks, die auch mal oval sein können oder draußen im Hof stehen und im Sommer gekühlt werden. Es gibt auch wieder Betontanks, aber neu desingt, tulpenförmig und mit neuester Technik.
Wir haben viel über Gärung und Lagerung gehört und über Zeiten. Immer wieder Zeiten. X Monate im Fass und x Monate dann noch im Barrique. Zeit, Zeit, Zeit. Winzer müssen geduldig sein.
Dann gibt es die Abfüllung. Da geht es um Namen, Rebsorten, Lagen. Um Etiketten, um Logos, um Schriftzüge, um Kunstwerke und Gestaltung.
Und dann gibt es einige, denen ist das noch nicht genug. Die ziehen hinaus in die Welt und suchen dort neue Herausforderungen. Kaufen Weinberge an der Mosel oder Saar und versuchen hier wieder etwas ganz Neues zu machen oder entdecken ganz altes und lassen es wieder auferstehen…
Stundenlang kann man zuhören und verschiedene Philosophien dargestellt bekommen. Am besten bei einem Glas Wein. Und erfährt etwas über die guten alten Zeiten des Vernasch und die neumodischen Ideen von Amphorenwein. Man hört etwas über Hektar und Anbauflächen und Märkte und Exportzahlen. Und hört Kritik heraus und Lob und Schwärmerei und Anerkennung.
Aber eins ist allen hier gemeinsam: Eine große Leidenschaft! Für den Wein!
Folgende Winzer haben wir besucht:
Castel Sallegg
Castel Sallegg – Matthias Hauser
Weingut Tiefenbrunner Schloss Turmhof
Weingut Castelfelder
Weingut Castelfeder – Ivan Giovanett
Weingut Hofstätter
Weingut Hofstätter – Martin Foradori