Alle Fotos nur noch in CC0?

In letzter Zeit hören wir häufiger, dass alle Fotos nur noch unter CC0 Lizenz veröffentlicht werden sollen. Destinationen wird geraten von ihren Fotografen nur noch Bilder mit CC0 Lizenz anzukaufen. Oder wenn öffentliche Gelder für Fotos verwendet werden, dann müssen diese in CC0 Lizenz vergeben werden.

Alles gut?

Das hört sich ja ganz nett an. Aber es gibt da ein paar Pferdefüße.

Zunächst gibt es die Annahme, dass CC0 in Deutschland gar nicht möglich ist, weil man die Urheberrechte nicht abgeben kann. Selbst, wenn man wollte. Es geht nicht.

Plattformen verabschieden sich von CC0

Weiterhin haben in letzter Zeit einige Plattformen, die bekannt dafür waren, dass sie Fotos gratis zur Verfügung stellen, sich von der CC0 verabschiedet.

Unsplash, war dabei.Sie haben jetzt eine eigene Lizenz geschaffen. Pixabay hat es ebenso vorgezogen, eine eigene Lizenz zu vergeben. Und 500px hat sich auch komplett von CC Lizenzen abgewandt. Wenn diese Plattformen schon von dieser Idee abkommen, warum sollen Fotografen dann in Zukunft alles unter diese Lizenz stellen?

Was könnte passieren?

Viele Hobbyfotografen stellen ihre Fotos unter CC Lizenzen zur Verfügung mit dem Argument, dass sie damit kein Geld verdienen möchten. Und es ist schön, wenn ihre Bilder gesehen oder sogar genutzt werden. Blogger suchen Fotos für ihre Beiträge und Schüler brauchen etwas für ihr Referat und der Mitarbeiter muss seine Power-Point-Präsentation noch mit ein paar Bildern aufpeppen. Wie schön. Wir haben uns alle lieb. 

Andere Nutzung

Aber was passiert, wenn Du bemerkst, dass Dein Foto von einer Partei oder einem Verein, deren Werte Du überhaupt nicht teilst als Plakat benutzt wird? 

Vor einigen Tagen haben wir eine Mail bekommen mit dem Hinweis, dass eins unserer Fotos für eine rechte Vereinigung genutzt wird. Tja. Da kommt man schon ins Grübeln. Will man das?

Möchte die Destination, dass ihr Flaggschiff, das Schloss, der Hausberg, der See, die Kirche, das Kulturgut für Parteienplakate oder Profilbielder auf facebook verwendet wird? Oder als Werbung? Möchtest Du mit Deinem schönen Portraitfoto die neue Potenzmittelwerbung sein? Oder für Scheidenpilz oder Hämorriden werben?

Oder ist es für Dich okay, dass Dein Porträtfoto gerade von IBM genutzt wird, um deren Software zu Gesichtserkennung zu trainieren? Das Bild Deiner Freundin im Sonnenuntergang, wo das Licht so schön auf ihre wehenden Haare fällt? Oder das niedliche Kinderbild von Deinem Sohn? Eines unter tausenden Flickr-Bildern, die jetzt dafür verwendet und sogar weiter gegeben werden, weil war ja unter CC Lizenz.

Dein lustiges Karnevalsbild im Minirock findet sich als Coverbild zu einem Porno. Das mystische Bild der Burgruine wird in einem Ego-Shooter-Spiel verwendet. Dein Hochzeitsbild wirbt für einen Scheidungsanwalt. Dein romantisches Dinnerfoto ist verfremdet worden und dient jetzt als Horrorfoto.

Andere Verortung

Es kann auch sein, dass Dein Foto für einen ganz anderen Ort hergenommen wird. Die Grazer Oper wird so plötzlich zur Frankfurter Oper. Oder Dein tolles Fachwerkhaus steht nicht mehr in Deiner Stadt sondern wird per Bildunterschrift woanders hin versetzt. Auch das passiert leider sehr oft. Da ist dann ein österreichischer Berg in der Schweiz oder ein deutscher See plötzlich in Südtirol. Alles ist möglich

Veränderungen und Bearbeitungen

Verfremdungen, Bearbeitungen, Ausschnitte… Alles ist möglich. Alles ist erlaubt. Wirklich alles. Wo ist die Grenze?

Du hast Dir etwas gedacht bei dem Bild. Hast Ausschnitt und Blende und Perspektive mit Bedacht gewählt. Die Destination hat eine eigene Bildsprache entwickelt. Das Hotel hat das CI für sich genau festgelegt. Und jetzt wird das alles einfach verändert. Übermalt, farblich stark verfremdet. Teile werden weggeschnitten. Das Motiv wird aus dem Zusammenhang gerissen. Die Konkurrenz wirbt mit Deinem Kulinarik- oder Eventfoto. 

Will man das? Hier hört es dann meistens auf. Also das will man dann doch nicht. So war das nicht gemeint mit der Lizenz. Das war nur gut gemeint, für ein paar nette Blogger und Schüler, aber doch nicht als Witz oder Horrorfoto. Das können die doch nicht mit meinem schönen Bild machen. Machen sie aber. Und dürfen sie auch.

Denkt mal drüber nach. Wollt Ihr das wirklich?

2 Antworten

  1. Lieben Dank für Eure Gedanken. Da Ihr die Kommentare dazu auf dem Blog nicht freigegeben habt möchte ich gern hier etwas dazu sagen.
    Generell würde ich gern die Fotos aufteilen in:
    1. allgemeine Fotos aus der DMO (zumeist fallen die Motive ohnehin unter die Portraitfreiheit)
    2. Fotos mit Personen/Models
    3. Besondere Fotos der DMO
    4. Key-Visuals der DMO
    Folgende Creative Commons würde ich dazu vorsehen:
    1. in Anlehnung an CC0
    2. CC-by-sa (oder by-nd)
    3. CC-by-nc (ggf. auch mit nd oder sa) für nicht kommerzielle Nutzer
    4. Copyright, Nutzung nur per Lizenzvergabe durch uns
    Warum wollen wir dann dennoch gern alles in Anlehnung an CC0 einkaufen? Nun, wir kaufen regelmäßig Fotos an und verfügen dabei über die Jahre über Mengen an Bildern, deren Verwaltung unser kleines Team ohnehin an die eine oder andere Grenze führt. Dabei dann auch noch zu jedem Bild eine eigene Lizenz mit zu verwalten erscheint uns ein hohes Fehlerpotenzial zu beinhalten.
    Mit dieser Aufteilung könnten wir einen großen Teil Eurer zu Recht geäußerten Befürchtungen und Ängste aktiv begegnen. Natürlich bleibt dann immer noch ein „Restrisiko“ für eher nicht gewünschte Verwendungen übrig. Dem gegenüber würde ich allerdings dann auch mal die positiv zu erwarten Effekte sehen wollen und wäre deshalb auch bereit, die letzten Restrisiken einzugehen.
    Vielleicht helfen meine Gedanken für die weitere Diskussion?!

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