Die häufigsten Fehlannahmen über Social Media

Wir haben einen mehrtägigen Social Media Kurs für Vermieter kreiert und diesen jetzt bereits einige Male halten können. Dabei tauchen immer wieder ähnliche Fehlannahmen über Social Media auf. 

Unser Workshop ist so aufgebaut, dass wir nicht explizit erklären, wo man hinklicken muss, um ein Bild in Instagram hochzuladen, oder um einen Tweet zu beantworten. Sondern wir kümmern uns eher, wie sonst bei unserer Arbeit auch, um die Perspektive.

Warum mache ich Social Media? Brauche ich das? Passt das zu mir? Oder kann ich mich entscheiden, in dem Bereich gar nichts zu machen? (Ja wir haben auch absolute Social Media Ablehner im Kurs, weil sie hier Fragen stellen können und sich auch dagegen entscheiden können)

Wie sonst bei unserer Arbeit auch, haben wir viel Zeit eingeplant. Wir machen viele Übungen in Einzelarbeit und Gruppenarbeit. Und zwischen den Workshoptagen liegen einige Tage zum reflektieren, aber auch, um Aufgaben zu erledigen.

Die größten Diskussionen und Aha-Effekte gibt es dabei immer an den gleichen Stellen. Deswegen habe ich hier mal einige herausgegriffen.

1.  Social Media ist tolle Werbung

Ja, aber… Oder besser Jein. Wer Social Media wie einen Werbekanal betreibt, wird schnell bemerken, dass es nicht funktioniert. Ich kann dort aber hervorragend mich und meine Unterkunft darstellen und Geschichten über mich und die Region erzählen. Plumpe Werbung ist verpönt und wird gar nicht erst angenommen. Sprich man bekommt keine Follower und keine Interaktionen.

2.  Ich rede lieber mit meinen Gästen

Überraschung: Social Media ist Kommunikation! Es ist nämlich keine Einbahnstraße, bei der ich meine Angebote raushaue und dann den Computer wieder zuklappe. Social Media hat einen Rückkanal und die Gäste können über diesen Weg mit mir kommunizieren. Dieser Rückkanal wird sehr gerne übersehen und so dümpeln Rückfragen oder sogar Buchungsanfragen unbeantwortet im Eingang herum. 

Das Gespräch kommt aber eher in Gang, wenn man miteinander redet, statt den anderen mit seiner Werbung zu überrumpeln. Wer seine Freunde immer nur anruft, um sie zu einer Verkaufsparty einzuladen, wird irgendwann ein paar Freunde weniger haben. 

3.  Muss ich auf Instagram?

Ja, wenn Deine Zielgruppe da ist. Auch diese Frage kommt in jedem Kurs. Alle sind jetzt auf facebook oder Instagram (oder wahlweise etwas hier einsetzen). Muss ich das auch machen? 

Da es um Gespräche geht (s. Punkt 2) und nicht um Werbung (s. Punkt 1) kommt es darauf an, wo Deine Zielgruppe ist oder wo Dein Wunschkunde ist.

Allerdings ist dies eine der größten Hürden. Obwohl uns fast alle bestätigen, dass sie ja sehr gerne mit dem Gast reden, schafft es kaum jemand, einfach mal im Gespräch mit dem Gast kurz nachzufragen, ob der denn auch auf facebook ist oder auf welchem Kanal er denn gerne mit mir in Verbindung bleiben möchte.

Irgendwie wird die unbewusste innere Ablehnung hier auf das Gespräch übertragen und man will den Gast mit diesem Zeug nicht belästigen. Weil der findet das bestimmt auch doof und will davon nix wissen und nix hören. 

4.  Da wird nur unwichtiges und falsches verbreitet

Das wird auf einem Stammtisch auch gemacht. Nur da bekommen es nicht so viele mit. Und Smalltalk ist jetzt auch nicht so unbedingt die beste Informationsquelle. 

Hier sind wir beim nächsten großen Knackpunkt. Wer sein Alleinstellungsmerkmal (USP) nicht kennt und für sich seine Werte nicht definiert hat, tut sich schwer, sich in einem Blog oder auf Social Media zu äußern. Werbung geht da viel leichter von der Hand. 

Dabei wird es immer und immer wieder bestätigt: Der Mehrwert zählt! 

Wer seine Werte und seinen USP nicht kennt, tendiert dazu, selber nur unwichtiges zu verbreiten. Allerdings kann man das schnell ändern. Aus “hier unsere Balkonblumen” könnte doch ein “wir beziehen unsere Balkonblumen übrigens immer von einer kleinen nachhaltigen Gärtnerei aus dem Nachbarort” werden. 

5.  Ich weiß nicht, was ich da schreiben soll

Eine Stelle in unserem Workshop, die ich liebe. Hier streifen wir die Augenklappe der Betriebsblindheit ab und erstellen Listen mit möglichen Themen. Unglaublich, was da oft so in einem Nebensatz fällt und woran man dann anknüpfen kann. Da erwähnt die Chaletbesitzerin, dass sie ein totaler Bücherwurm ist und es in ihren Chalets schöne Schmökerecken gibt. Da werden wir hoffentlich bald tolle Buchbesprechungen lesen. 

Natürlich sagt das nichts darüber aus, dass mein Haus Boxspringbettern in jedem Zimmer hat. Aber mal ehrlich: die ganzen Fakten gibt es doch woanders zu sehen. Bei Social Media geht es um den ganzen Rest. (s. Punkt 4)

6.  Das ist so zeitintensiv

Tja, das sind Gespräche auch. Eine Teilnehmerin hat uns gestanden, dass sie oft auf heißen Kohlen steht, wenn sie mit einem Gast quatscht, weil eigentlich andere arbeiten anstehen oder sie Brot im Ofen hat. 

Ja, Social Media braucht Ressourcen. Deswegen sollte man vorher genau überpüfen, auf welchen Kanal man setzen möchte. Wo ist die Zielgruppe oder der Wunschkunde? Denn Zeit ist Geld. Wer sich für einen der Social Media Kanäle entscheidet, sollte sich regelmäßig Zeit dafür nehmen und für die Gäste da sein. Fragen beantworten und sich für die Interaktionen bedanken muss einfach sein. 

Das klassische Zeitmanangement gilt auch hier: Wenn man keine Zeit dafür hat, dann hat das keine Priorität.

Unser Tipp ist: Social Media an vorhandene Rituale anhängen. Ihr trinkt nachmittags immer eine Tasse Kaffee? Dann postet zu der Zeit und beantwortet anschließend alle Kommentare, Likes und anfragen. So kann man neue Gewohnheiten besser ritualisieren. 

7.  Meine Gäste sind da nicht

Auch nicht bei WhatsApp? Bingo! Viele Menschen, die behaupten, sie haben mit Internet und Social Media absolut nichts am Hut, bedienen WhatsApp wie Ihren Kühlschrank. Mit absoluter Selbstverständlichkeit. Vielleicht ist das ja dann der Kommunikationskanal mit dem Gast? Auch auf die Gefahr hin, uns zu wiederholen: Fragt nach! Und wenn es WhatsApp ist, dann nutzt WhatsApp Business auf. Hauptsache Ihr kommuniziert mit Euren Gästen.  

8.  Ich will das alles nicht

Dann lass es sein und kommuniziere das auch so. Vielleicht ziehst Du damit Gleichgesinnte an. Es gibt schon genügend Detox-Unterkünfte und Urlaube. Dann sei einer davon und werde zum Handyfreien Hotel. Auch gut. Wenn es konsequent gemacht ist. 

9.  Ich möchte nur das Schöne zeigen

Ja, da sind wir wieder bei der Werbung. Diese Diskussion kommt immer auf, wenn wir über Baustellen reden. Viele zeigen uns ihre Fotos vom Umbau. Wir sagen dann, dass das sein super Thema für Social Media ist. Die Angst, den Gast zu verlieren, ist hier sehr groß. Es gibt da allerdings gleich mehrere Gegenargumente: Der Gast erfährt es sowieso. Entweder, weil er vor Ort ist. Oder er sieht es, wenn andere Gäste auf Social Media davon berichten. Oder der Handwerker ist so stolz auf sein Werk, dass er es bei sich postet, die Baustelle kommt so oder so ans Licht. Dann doch besser gleich selbst darüber berichten.  Das ist ehrlich und authentisch. Die Gäste, die nicht buchen, weil sie Angst haben, dass die Baustelle nicht rechtzeitig fertig wird, können dann mit eigenen Augen jeden Tag verfolgen, wie weit die Arbeiten schon fortgeschritten sind. Das ist doch toll, oder? 

10.  Und wie fang ich jetzt an?

Am besten mit Fotos. Der schwierigste Punkt, ist daran zu denken, ein Foto zu machen. Bei der Baustelle macht es eigentlich schon jeder, weil es so beeindruckend ist, was das in kürzester Zeit geschaffen wurde. Aber ab sofort von allen Schritten Fotos zu machen, ist eine Herausforderung. Ich hab gestern meine neuen Terrassenmöbel geliefert bekommen. “Und? Hast Du ein Foto davon gemacht?” Args! Nun gut. Beim Beispiel Terrassenmöbel kann man diese auch noch fertig aufgestellt zeigen. Aber andere Vorkommnisse sind dann schon wieder weg. 

Der Shopblogger hat an alle seine Mitarbeiter die Anweisung gegeben: “Egal, was passiert. Immer erst mal ein Bild machen.” Egal, ob eine Palette Bier umkippt oder ein Kunde die Eiscreme in die Fleischtheke gestellt hat. Erst ein Foto machen, dann aufräumen. 

Also los! Fotos machen! Ein Smartphone hat heute fast jeder dabei. Und damit kann man schon ganz viel erfassen. Eurer Themenliste habt Ihr. Euren USP und die Werte kennt Ihr. Und Ihr wisst, wo Eure Zielgruppe oder Euer Wunschkunde zu finden ist. Dann los!

Ach ja! Ihr könnt nichts falsch machen. Wenn Ihr Euch vertut, verschreibt oder etwas vergesst. Man kann fast alles wieder weglöschen oder bearbeiten. Oder in einem Nachfolgepost korrigieren. Und am Anfang, wenn man noch nicht so viele Leser oder Follower hat, dann geht das ja nicht gleich an zigtausend Leute. Eventuell hat es noch gar keiner gesehen. Also traut Euch!

Viel Spaß und viel Erfolg!

Falls Ihr an unserem mehrteiligen Workshop interessiert seid, meldet Euch!