Vom Kuschelhotel ging es direkt nach Südtirol zum Weingut Castelfeder. Hier wurden neue Fotos benötigt von den Familienmitgliedern und den Weinbergen und Weinflaschen. Das Wetter hat zwar nicht so richtig mitgespielt, aber es war schön nach knapp einem Jahr wieder in Neumarkt zu sein.
Auf dem Hinweg hatten wir eine kleine Pause eingeplant und haben in Kastelruth übernachtet. In diesem Ort deutet alles auf die Musiker hin. Das war wirklich witzig. Die Anfahrt war geprägt durch Staumeldungen. Den großen Stau auf der Brennerautobahn haben wir ganz simpel auf der gleich daneben lang führenden Schnellstraße umfahren. Leider hat uns dann aber das Navi im Stich gelassen und in die Irre geführt. In ein Seitental rein und wieder raus – zugegeben eine wunderschöne Passstraße, aber eigentlich wollte wir auch mal irgendwann ankommen. Dann wieder ein Stück neben der Autobahn her und dann standen wir vor einer Straßensperre. Und mussten wieder den ganzen Weg zurück ins Seitental. Hätten wir das gewusst… Aber irgendwann waren wir dann tatsächlich da. Es war schwierig in der Neben saison ein geöffnetes Restaurant zu finden. Wir sind in einer Pizzeria gelandet mit hervorragenden Pizzen.
Am nächsten Tag haben wir bewußt die landschaftliche schöne Strecke gewählt und sind wieder eine kleine Passstraße gefahren. So waren wir schon recht früh in Neumarkt und wollten unser Hotel beziehen. Aber es war entgegen der Ankündigung gar nicht für uns gebucht. Aber schnell wurde ein anderes Hotel gefunden und wir sind eingezogen und danach etwas durch die Gegend gefahren. Leider hatte alles zu. Sämtliche Cafés, Restaurants und Weingärten… Verzweifelte Wanderer und Radfahrer waren auf der Suche nach einer Erfrischung oder einem gemütlichen Platz zum Sitzen. Wir sind irgendwann enttäuscht wieder ins Hotel gefahren. Wenigstens in Neumarkt hatten zwei Cafés mit Sonnenterrasse auf.
Am nächsten Tag hat Achim die Fotos gemacht und war damit den ganzen Tag beschäftigt und ich habe weiter an meinem Buch geschrieben. Mehr dazu kommt später.
Nach einer weiteren Nacht in Neumarkt ging es dann nach weiter, aber nicht ohne vorher noch einen Kaffee zu trinken. Das ist so üblich in Südtirol. Und diese Lebensart gefällt mir sehr gut.
Von Neumarkt ging es nach Nieder-Flörsheim zu einem weiteren Winzer – Ralf Köth. Aber auch hier haben wir wieder einen Zwischenstopp eingelegt. Von der Autobahn aus haben wir ein sehr witziges Hotel gefunden mitten im Nirgendwo und hatten in einem uralten verwinkelten Fachwerkhaus ein Zimmer und haben im angeschlossenen Restaurant hervorragenden Spargel gegessen. Ein super Treffer.
Und dann ging es weiter nach Rhein-Hessen. Wir waren ja zuletzt zum Vinocamp dort gewesen und hatten jetzt die tolle Aufgabe eine Facebook-Schulung für den Winzer Ralf Köth zu machen. Es hat auf jeden Fall riesigen Spaß gemacht.
Noch am gleichen Nachmittag ging es dann nach Bonn, wo wir bei Freunden übernachtet haben und Achim noch am gleichen Abend eine Bandprobe hatte. Die Band war seine ehemalige Schulband Phoenix. Und ehemalig heißt, dass es schon über dreißig Jahre her war, dass diese Band zusammen gekommen war und mit Erlaubnis vom Hausmeister im Heizungskeller üben durfte. Dort wurde sie dann vom Musiklehrer entdeckt, weil die Musik durch einen Lüftungsschaft bis ins Musikzimmer drang und zur Schulband erkoren.
Die Schulband hatte dann bald Auftritte und es kam ein Chor dazu und irgendwann Schulkonzerte, an denen gefühlt die halbe Schule beteiligt ist. Da gibt es die Plakate und Eintrittskarten und die Bühnendekoration, die von Kunstklassen gestaltet werden oder der Ton und das Licht kommen von einer AG. Selbst die Sanitäter während des Konzertes kommen nicht vom Roten Kreuz sondern von der Sani-AG.
Und diese Schulband existiert heute noch. Und so kam es zu dem denkwürdigen Moment, dass die Ur-Band zusammen mit der heutigen Band und der ehemaligen Chor zusammen mit dem Orientierungsstufenchor auf einer Bühne standen. Absolute Gänsehaut. Und ich glaube, es wurden auch die ein oder anderen Taschentücher gezückt.
Wie schön, dass es solche Projekte heute noch gibt. Und dass sie gut sind, dass konnte man von den alten Hasen des öfteren an dem Abend hören. Sie schwärmen heute noch davon, wie wichtig diese Schulband für sie war. Und aus dieser Band sind soviele Folgebands entstanden, dass man damit ein ganzes Wochenend-Festival alleine gestalten könnte.
Der Lehrer, der damals die Band aus dem Heizungskeller geholt hatte, geht im Sommer in den wohlverdienten Ruhestand und er wurde mit diesen Altmusikern überrascht. Und er kann mit ruhigem Gewissen die Zeit genießen, weil dieses Projekt fort geführt wird und weil dieser Abschiedsabend gezeigt hat, dass Musik verbindet, auch über Jahrzehnte hinweg. Denn wenn man zusammen auf der Bühne steht, dann ist das so wie damals im Heizungskeller. Da braucht es nicht viele Worte, da wird musiziert. Und mehrstimmig gesungen. Und bei der anschließenden Party braucht man keine Musikanlage sondern nur eine Gitarre und schon geht es weiter. Traumhaft.
Es war wunderschön, dass miterleben zu dürfen.
Anschließend haben wir noch ein paar Arzttermine wahrgenommen und haben die lustige WG mit den Freunden genossen. Und dann ging es auch schon weiter zu unserem ersten nicht-touristischen Projekt.