Nachdem wir drei Wochen in Katalonien verbracht haben, haben wir einiges zu erzählen über die Kulinarik vor Ort. Ihr wisst ja, dass wir uns nicht nur für Handwerk sondern auch sehr für Essen und Trinken interessieren.
Wir waren total neugierig, was man denn in Katalonien so isst und trinkt und welche Bräuche es da wohl gibt. Deswegen haben wir auch immer versucht, wie die Einheimischen vor Ort zu essen. Und jetzt haben wir ein paar neue Leibspeisen und Rituale…
Das Frühstück ist recht einfach: Ein Kaffee und ein Croissant oder ein anderes süßes Stück. Das Croissant wird witzigerweise mit Messer und Gabel in kleine Stücke geschnitten und im Kaffee versenkt oder getunkt.
Eventuell gibt es Orangensaft dazu. Wir haben auch einige Leute beobachtet, die zum Frühstück das beliebte Tomatenbrot gegessen haben (mehr dazu später). Es gibt also im Hotel am Frühstücksbuffet auf jeden Fall einen Grill für das Brot und Croissants oder Teilchen. Und manchmal zusätzlich auch Knoblauch und Tomate oder das ganze gleich als Tomatensoße. Das Brot ist hell und weiß; eher wie ein Baguette oder Ciabatta. Oder es gibt Toastbrot. Dunkles Brot, Brötchen oder Körnerbrot gibt es nicht. Dafür gibt es überall glutenfreie Lebensmittel.
Andere Brotauflagen wie Wurst und Käse findet man sehr wenig. In einem Hotel gab es nur gekochten Schinken und eine Sorte Käse in Scheiben. Eier sucht man oft vergebens. Dafür gibt es schon mal eine Kartoffelfrittata. Butter, Wurst und Käse sind schon Kompromisse für internationale Gäste. Sehr nett waren die frischen Früchte, die es eigentlich überall gab.
Gewundert haben wir uns über die Qualität vom Orangensaft.
Wenige Meter hinter dem Hotel begannen die Orangenplantagen und im Hotel gab es gelb gefärbtes E-Nummern-Wasser. Und in den Plantagen fielen die Früchte von den Bäumen…
Kaffee wird sehr gerne getrunken und man unterscheidet einen kleinen einfachen Kaffee; also einen Espresso oder einen Cafe Cortardo: das ist ein Espresso mit wenig Milch. Ansonsten gibt es Cafe con Leche entsprechend mit viel Milch. Der Cafe Cortardo wird meist in einem Glas serviert und man verbrennt sich leicht die Finger.
Mittags isst man ein Mittagsmenü, was auch überall in den Restaurants angeboten wird. Da bekommt man drei oder vier Gänge für 11 – 13 Euro. Eine beliebte Vorspeise ist katalanischer Salat: Ein bunter Mix an Blattsalaten mit Körnern, Rosinen und Gojibeeren und vor allem mit warmem Ziegenkäse. Ein Traum. Wir haben auf diese Menus verzichtet und meistens nur eine Salat genommen.
Oder wir haben uns der Brotkultur hingegeben:
Das Brot ist ähnlich wie französisches Baguette. Und mit diesem Brot wird sehr viel gemacht. Es wird belegt und kalt oder warm serviert. Dabei werden so lustige Zutaten genommen wie Omelett und Würste oder sogar ein Spiegelei kommt zwischen die Brothälften.
Sehr beliebt ist die Variante „Bikini“. Das ist gekochter Schinken und Käse. Egal ob im Croissant, zwischen Toast oder Baguette. Es heißt „Bikini“. Warum das so heißt, wissen wir nicht. Eine gehobenere Variante ist „Iberico“, das ist dann mit einem rohen luftgetrockneten Schinken.
Zu den Sandwiches, Toasts oder Broten gibt es meistens Pommes Frites oder Kartoffelchips.
Apropos Kartoffelchips…
Vor dem Abendessen gibt es ein Ritual, was sich „Vermut“ nennt. Vermuth oder Vermouth kennen wir eher als Martini oder Cinzano. Vermut war mal eine große Sache in Katalonien. Die Stadt Reus wurde in einem Atemzug mit Paris und London genannt, wenn es um das Getränk bzw. das Kraut ging. Es gibt dort sogar ein Vermut-Museum. Wir haben sehr sehr viele Leute beobachtet und sehr viele Angebotstafeln gesehen zum Thema.
Und es geht so: Man bekommt Vermut in einem Glas mit Eis, dazu Wasser zum Verdünnen und Oliven und Kartoffelchips. Die Chips auch gerne in der Tüte serviert.
Natürlich gibt es auch luxuriösere Varianten. Da gibt es dann Tapas-ähnliche Kleinigkeiten dazu wie zum Beispiel Muscheln oder Salami.
Der Vermut dient auch als Aperitif und wird so gegen 18 oder 19 Uhr eingenommen. Sogar mit der ganzen Familie. Anschließend geht man dann zum Abendessen.
Vor allem die Uhrzeit zum Abendessen ist gewöhnungsbedürftig. Die Restaurants öffnen meist erst um 20 Uhr oder 20.30 Uhr. Manche sogar erst um 21 Uhr. Auch hier gibt es oft Menuangebote, aber auch Essen à la carte. Zum Menu gibt es oft auch eine Flasche Wein und eine Flasche Wasser gratis dazu.
Wein im Restaurant ist recht günstig. In einem Restaurant gab es jede Flasche Wein für 7 Euro. Mit unseren zwei Gläsern lagen wir über dem Flaschenpreis und deswegen hat uns die Kellnerin wohl so erstaunt angesehen. Da nimmt man besser die Flasche und lässt den Rest stehen. Oder trinkt halt die ganze Flasche…
Wein gibt es in jedem Restaurant und Katalonien ist berühmt für den Weinanbau.
Gerne trinkt man auch ein Gläschen oder eine Flasche Cava. Cava ist Schaumwein, der genau wie Champagner hergestellt wird. Die beiden großen Vertreter sind Cordogniu oder Freixenet, die beide weit mehr Sorten im Programm haben als man in deutschsprachigen Raum findet.
Eine beliebte Sache beim Abendessen und unser neues Lieblingsessen ist das schon oben beim Frühstück erwähnte Tomatenbrot „pan amb tomàquet„.
Man bekommt große stark geröstete Weißbrotscheiben, eine Knoblauchzehe und eine Tomate (manchmal gegrillt) und eventuell Olivenöl, falls es nicht sowieso schon auf dem Tisch steht. Als uns das das erste Mal vorgesetzt wurde, saßen wir davor wie hypnotisierte Kaninchen, weil wir nicht wussten, was wir damit anstellen sollen.
Da wir aber Brusquetta kennen, haben wir es einfach so probiert: Knoblauchzehe schälen und auf dem Brot verreiben. Die Tomate darüber reiben. Anschließend etwas Olivenöl darüber träufeln. Das ist so unglaublich köstlich.
Wir haben es oft bestellt und in verschiedensten Varianten bekommen. Manchmal mit Baguette-Brot oder Fladenbrot. Mal zum selber machen und mal schon fertig zubereitet.
Zum Nachtisch gibt es verschiedene Dinge. Natürlich Crema Catalana, aber auch frische Früchte oder Eiscreme. Bei dem Eis haben wir uns auch durch verschiedene Eisdielen gegessen. Es gab so kreative Eissorten. Das war wirklich mal eine Abwechslung zu den ewig gleichen Sorten.
Uns ist aufgefallen, dass die süßen Sachen deutlich weniger Zucker enthalten und nicht so furchtbar übersüßt sind. Weder die Desserts noch die Eiscreme. Dafür wird aber zum Kaffee reichlich Zucker gereicht bzw. die Zuckerpäckchen sind deutlich größer. Natürlich gibt es auch gängige bekannte Nachspeisen wie ‚Tiramisu‘ oder ‚Mousse au chocolat‘. Beliebt sind auch die kleinen Windbeutel ‚profiteroles‘.
Nach dem Essen trinkt man einen Schnaps, z. B. Reisschnaps.
oder einen Süßwein – den Muskateller. Wer kann trinkt direkt aus der hübschen Glaskanne.
In den Supermärkten findet man Lebensmittel und Süßigkeiten, die nicht von internationalen Großkonzernen stammen. Oder man stöbert auf Märkten oder in den Markthallen.
Und es gibt Früchte oder Gemüse, von denen man nicht weiß, wie sie heißen und wie man sie zubereitet. Sehr schön! So kann man noch was entdecken! Und das tun wir ja sehr gerne.
Ein paar kulinarische Spezialitäten haben wir natürlich verpasst, wie die gegrillten Zwiebeln. Aber es gibt halt nicht immer alles das ganze Jahr über. Manches ist halt saisonal.
Was es natürlich auch fast immer gibt sind Meeresfrüchte und Fisch. Auch da haben wir einiges ausprobiert und genossen.
Und natürlich spanische Tapas. Auch die bekommt man sehr oft angeboten und kann hier schwelgen. Allen voran der ‚russische Salat‚, Wurst und ‚patatas bravas‚. Beliebt sind auch Kroketten mit verschiedenen Füllungen. Mit denen konnten wir uns aber nicht wirklich anfreunden. Dann schon eher das frisch zubereitete Kartoffelomelett.
Andere internationale Gerichte gibt es natürlich auch hier, wie Pizza oder Hamburger. Wobei die Hamburger witzigerweise ohne Brötchen serviert wurden, wenn sie als Gericht galten; also mit Beilagen waren. Als reiner Hamburger waren sie dann wie gewohnt geschichtet.
Andere Länder – andere Sitten. Und anderes Gebäck. Als wir in Horta waren, hatten wir gelesen, dass dieser Ort für sein Gebäck bekannt ist. Also sind wir in die nächste Bäckerei und haben von allem, was dort in der Auslage lag, ein Stück bestellt.
Wir hatten keine Ahnung, was es ist und wie es heißt. Es gab nicht viel in dieser Bäckerei, aber das war für uns ein Qualitätsmerkmal.
Mit unserer Ausbeute haben wir uns ans Flussufer gesetzt und ein Teil nach dem anderen durchprobiert. Das meiste war göttlich. Wunderbare Mürbteige oder krosser Blätterteig, buttrig und ganz viel mit Orange. Marzipan mit Orangenaroma oder faserige Marmelade, die wir getrocknete Orangenstücke aussah. Große Blechkuchen mit Walnüssen. Und Kugeln im Pinienkernmantel. Absolut traumhaft.
Das waren unsere kulinarischen Abenteuer in Katalonien. Das Knoblauch-Tomatenbrot haben wir übernommen und das Vermut-Ritual hat uns gefallen. Auch, wenn es nicht unbedingt Vermut sein muss… Aber diese bewusste Zeit miteinander als Vorbereitung zum Abendessen. Das hat schon was.
Wir hätten da übrigens noch ganz viele Fragen zum Thema Kulinarik in Katalonien. Also müssen wir da noch mal hin!!
Was kennt Ihr von Katalonien? Was ist Euer Lieblingsgericht?