Abgesehen von den fototechnischen Feinheiten, gab es auch einiges rund um das Stirnlampenfoto zu bedenken, zu beachten und zu planen.
Wie beim Bikebrennen oder bei den Herz-Jesu-Feuern, gibt es keine weiteren Chancen. Na gut, die Läufer hätten fürs Foto nochmal den Berg rauf und für die Kamera ein weiteres Mal wieder runter laufen können. Aber auch nicht unbegrenzt und auch sicher nicht mit großer Begeisterung. Schließlich sind es keine bezahlten Models gewesen, sondern Teilnehmer an einem Techniktraining. Und die Strecke war abschüssig und da muss man sich im Dunkeln schon sehr konzentrieren. Also hatten wir eigentlich nur eine Chance!
Destinationsfotos vs. Sportfotos
Im Vorfeld haben wir uns erkundigt, wo die Laufstrecke entlang führen wird. Bei Destinationsfotos geht es nicht allein um das dargestellte Thema, sondern ganz besonders auch darum, dass man sieht, wo etwas stattfindet. Sportliche Fotos von Läufern sind das eine. Zeigen, wo die Läufer gerade entlang laufen, das andere.
Die Location
Die Strecke bekamen wir vom Veranstalter. Ortskundige sind hier klar im Vorteil und kennen schon die schönsten Ecken. Da bekommen wir dann die ersten Vorschläge und Tipps. Wichtig ist auch, dass wir dahin kommen. Was nützt das schönste Setting, wenn wir es nur mit einem 5stündigen Fußmarsch erreichen, um dan fünf Minuten festzuhalten. Da stimmt die Relation zum Aufwand nicht.
Begehung
Als nächstes folgt die Begehung. Hinfahren und angucken. Es hilft nichts. Mann muss vor Ort gewesen sein, um überprüfen zu können, ob es funktioniert und so aussehen wird, wie man es sich vorstellt bzw. wie der Auftraggeber es wünscht. Schließlich kann es sein, dass gerade an dieser tollen Stelle eine Baustelle ist, kurz vorher Holz gerodet wurde oder durch den Regen vom Vortag dort eine Schlammschlacht statt finden würde.
Probefotos
Vor Ort machen wir immer Probefotos. Hier war es wichtig, dass die Läufer nicht auch die Landmarke verdecken. Also musste ich als Dummie herhalten und einen Läufer simulieren. Und da es ein Stirnlampenlauf war, musste ich auch irgendwie eine Lampe simulieren. Wofür hat das Smartphone eine Taschenlampenfunktion? Damit man sie anschalten und sich vors Gesicht halten kann?!
Abstimmung
Das Probefoto wird anschließend mit dem Auftraggeber abgestimmt. Wenn es nicht passt, wird ein neues gemacht mit einer anderen Perspektive, bis alle Beteiligten zufrieden sind, was manchmal mehrere Abstimmungsläufe braucht. Und hier wird in der WhatsApp-Gruppe auch heftig diskutiert. Aber am Ende sollen alle zufrieden sein. Der Fotograf mit dem Foto. Schließlich steht sein Name darunter und die Destination muss sich darin wiedererkennen und damit werben wollen.
Beteiligte Personen
Mitunter müssen noch weitere Personen mit in den Abstimmungsprozess integriert werden. Hier war es der Trainer, der die Gruppe geleitet hat. Natürlich muss er auch wissen, dass Fotos gemacht werden, dass da Leute an der Strecke stehen und wo. Und die Teilnehmer mussten schließlich auch informiert werden. Schön ist es, wenn sich die Beteiligten auskennen und auch in Bildern denken. In diesem Fall waren wir sehr glücklich, weil sich Peter Schlickenrieder fast jeden Tag mit dem Thema befasst, sich gut auskennt und mitdenkt. Wenn von der Seite dann noch gute Vorschläge kommen, ist es für uns auch wichtig.
Experten
Wir können uns nicht in jedem Thema auskennen und brauchen Hinweise von Experten. Zum Beispiel sollten wir keine falsche Lauftechnik zeigen, die eventuell gesundheitsschädlich ist. Oder falschen Stockeinsatz oder gar das falsche Tragen einer Stirnlampe. Hier sind wir dankbar für jeden Tipp.
Sonnenstand
Eine App für den Sonnenstand ist wichtig. Wir brauchten ein Foto, bei dem die Stirnlampen zur Geltung kommen, man aber auch sieht, wo es ist. Dafür mussten wir wissen, wann die Sonne an der Stelle untergeht und wann es Dunkel wird.
Kontaktdaten
Die Telefonnummern von den Beteiligten sind ebenso wichtig, damit man abklären kann, wann wo etwas passiert. Die Läufer kamen von einem Treffen zum Abendessen auf einer Hütte. Wir mussten also wissen, wann sie an der Hütte weglaufen.
Zeitpuffer
Am Shootingtag waren wir schon eine halbe Stunde früher an der Location. Es kann ja immer noch etwas dazwischen kommen oder sich ändern. Hier war es tatsächlich so, dass der Bauer seine Kühe auf die Weide gebracht hatte und dafür Elektrozäune gespannt hat. Die waren beim Probefoto noch nicht da gewesen. Für die Aufnahme hat es aber keinen Unterschied gemacht.
Aufbau
Wir haben alles aufgebaut. Nochmal die Perspektive überprüft. Ich musste nochmal “Läufer mit Stirnlampe” simulieren und dann hieß es warten.
Auf der Hütte war es anscheinend so lustig, dass die Läufer nicht wie verabredet los gelaufen sind. Da war es gut, dass wir die Telefonnummer hatten und nachfragen konnten. Weiterhin hatte sich das Team in der Zeit verschätzt und statt der versprochenen 15 Minuten mussten wir deutlich länger warten, bis die Läufer bei uns eintrafen.
Aber es hat alles funktioniert. Danke an alle Beteiligten.
Fotoshooting
Wir haben mit unseren Smartphones die Stellen beleuchtet, an denen wir standen, damit niemand in uns hineinläuft. Die Strecke war an der Stelle etwas herausfordernd und die Läufer mussten sich konzentrieren. Dabei schauen sie nicht zu weit nach vorne sondern direkt vor ihre Füße. Und so waren einige überrascht, dass da plötzlich ein Stativ stand.
Hier eine Liste für Euch, was im Vorhinein alles zu beachten ist:
- ☐ Location festlegen
- ☐ Absprache mit Veranstalter
- ☐ Tipps von Ortskundigen
- ☐ Erreichbarkeit prüfen
- ☐ Motiv absprechen
- ☐ Location besichtigen
- ☐ Probefotos machen (Simulation)
- ☐ Motiv freigeben lassen
- ☐ Beteiligte informieren und einbeziehen
- ☐ Experten befragen
- ☐ Zeitpunkt festlegen
- ☐ Lichtsituation klären (App)
- ☐ Zeitpuffer einplanen
- ☐ Letzte Absprachen treffen
- ☐ Foto machen
Wie Ihr seht, hinter einem einzigen Motiv kann eine Menge Aufwand stecken. Es sind nicht nur die wenigen Sekunden, um auf den Auslöser zu drücken.
Aber es lohnt sich. Und dafür nehmen wir uns die Zeit!